Wilhelm zog eilig seine Hosen an.
„Es muss aufhören Curt.“
„Es soll nie aufhören.“ Curt hatte die Augen geschlossen. Er lag im Gras, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ließ sich von der Sonne wärmen, die auf die kleine Lichtung schien.
„Es muss aufhören. Alle wissen Bescheid. Vater ... er bringt uns noch um.“ Wilhelms Stimme stockte. „Die Familienehre. Du weißt doch, ich soll Elisabeth heiraten. Deren Glashütte, unsere Glaserei, es passt alles so gut.“
„Natürlich musst du Elisabeth heiraten.“
„Aber das heißt, dass wir uns nicht mehr sehen können.“
„Wieso sollen wir uns nicht mehr sehen? Du musst doch weiter jagen. Seit wann geben Männer in der Ehe das Jagen auf?“
„Vielleicht kann ich jagen, aber eben nicht mit dir. Ich kann nicht mehr mit dir in den Wald gehen, wo doch alle im Bilde sind, anscheinend.“
„Wer sagt, dass du mit mir in den Wald gehst?“ Curt lag immer noch im Gras, seine vollen, dunklen Lippen umschlossen eine Butterblume. Er betrachtete Wilhelm mit lachenden Augen.
„Du gehst jagen, alleine natürlich, folgst den Spuren der Tiere, hörst auf ihre Stimmen. Vielleicht hörst du einen Eber grunzen. Dann hörst du genau hin. Das kann gefährlich sein.“ Jetzt lachte auch Curts Mund. „Oder nicht. Vielleicht ist es etwas Schönes, Vertrautes. Das hörst du dann schon. Wenn es sich gut anhört, dann folgst du dem Grunzen, tiefer in den Dickicht. Da wird sich alles finden.“
„Du bist wahnsinnig. Verstehst du nicht, dass wir umzingelt sind? Von Jägern umzingelt, sage ich dir. Die zögern nicht, wenn sich ihnen ein verlockender Braten so hilflos ausliefert. Wir sind in der Falle, verloren sind wir.“
Curt drehte die Butterblume zwischen den Lippen. Augen und Mund lachten weiter.
Tausend Gefühle tobten durch Wilhelms Brust. Unglauben, Schmerz, Zärtlichkeit, Abscheu.
Fassungslosigkeit.
Er nahm sein Jagdgewehr, riss seine Tasche an sich und verschwand im Dickicht.
Auf und davon.