For an Swin erschaten

Der Vater saß im Lehnstuhl. Den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen, Pfeife im Mund. Er schien zu sinnieren.

Schwerer Tabakgeruch lag in der Luft, säuerlich. Man konnte kaum atmen.

Wilhelm versuchte, so leise wie möglich die Stube zu durchqueren, am besten bemerkte der Vater ihn gar nicht.

„Nun, mein Sohn. Schon wieder ohne Beute aus dem Wald zurückgekehrt?“

Wilhelm ließ die Hand sinken, mit der er schon die Türklinke herabgedrückt hatte. Er holte tief Luft.

„Das Jagdglück hat mich verlassen, Vater. Eine Phase. Es wird vorübergehen.“

Er wollte lautlos aus der Stube treten. Da wurde er herumgerissen, so heftig, er wäre beinahe zu Boden gegangen. Der Vater hatte ihn mit seinen knorrigen, alten Händen am Kragen gepackt. Er schüttelte ihn. Schüttelte ihn mit ohnmächtiger Gewalt, mit rasender Wut, bis Wilhelm Sterne sah.

„Jetzt hört das auf. Sofort. Ich lass mir meine Glaserei nicht zerstören, nur weil einer von euch eine Monsterfratze hat und der Andere Schweineinstinkte.“ Das Gesicht des Vaters war rot angelaufen, die Augen traten hervor, gleich fallen sie ihm heraus, dachte Wilhelm. Dann kugeln sie über den auf Hochglanz polierten Holzboden der guten Stube, der ist so glatt, sie rollen fort, auf Nimmerwiedersehen. Wer soll sie dann noch finden? Ein Vater blind vor Wut, mit Löchern im Kopf, wo einst die Augen waren.

„Das hört auf, das hört auf, das hört auf.“ Im Stakkato seines Gebrülls schüttelte der Vater den Sohn, rüttelte mit seinen knorrigen Händen an Wilhelms Kragen. Doch der hatte die Fassung wiedergefunden, war nicht mehr schüttelbar, der Vater schüttelte nur noch sich selbst.

Bis ihn die Kräfte verließen. Er sackte in sich zusammen, die greisen Hände an Wilhelms Schultern geklammert. Der Kopf des Vaters fiel auf die breite, jugendliche Brust seines Sohnes.

Da ruhte er.

Eine Ewigkeit.

 

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